Eine Frau sitzt an einem Tisch mit Papier und Stift mit bunten Wolken um ihren Kopf herum. Bild: Midjourney

Male die Zukunft – mit diesen Fragen

Mit diesen 12 Fragen malst du eine bessere Zukunft für dich und alle Menschen. Dabei gilt: je absurder, desto besser.

Klimakatastrophen, Kriege, ungerechte Politik, benachteiligte Minderheiten…, die Liste ist lang. So gruselig die Gegenwart klingt, noch mehr Angst haben wir vor der Zukunft. Verständlich, aber da ist eine Sache, die du über die Zukunft wissen musst: Egal, wie viel Mühe du dir gibst, die Zukunft ist immer ungewiss.

Doch akzeptierst du diese Unsicherheit, verliert die Zukunft ihre Bedrohlichkeit, wird gestaltbar und kann zur Ressource für unerprobte Lösungen werden. Zukunft muss man benutzen, sagt der Zukunftsexperte der UNESCO, Dr.Riel Miller. Für ihn ist der Umgang mit Unberechenbarkeit eine bereichernde Fähigkeit: Futures Literacy.

Frei übersetzt bedeutet das soviel wie Zukunftskunst und beschreibt die Fähigkeit, sich mehrere mögliche Zukünfte vorstellen zu können, um die Gegenwart in neuem Licht zu betrachten. Anhand dieser Zukunftsbilder können wir unser momentanes Handeln reflektieren und neu ausrichten.

Futures Literacy ist also ein Werkzeug, uns für Veränderungen zu öffnen und mit Ungewissheiten umzugehen. Das Ziel von Futures Literacy ist nicht, genaue Vorhersagen über die Zukunft zu treffen. Stattdessen aktivieren wir unsere Kreativität und Vorstellungskraft, um neue Möglichkeiten in der Gegenwart zu erkennen, aber auch, um uns bewusst zu werden, was uns besonders am Herzen liegt.

Mach dich frei!

Laut Zukunftsforscher Jim Dator sollte jede nützliche Idee über die Zukunft erstmal absurd erscheinen. Spekulationen über die Zukunft, besonders, wenn sie weit hergeholt sind, helfen Menschen und Institutionen, ihren Horizont zu erweitern und mit dem Kommenden fertig zu werden. Jedes Was-Wäre-Wenn wird vermutlich nicht eintreffen, aber darüber nachzudenken, hilft dir, die Gegenwart in neuem Licht zu sehen. Zukunftskunst kann verdammt viel Spaß machen, wenn du dich traust, deinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Dieser Text ist erschienen in transform No. 9 – Juhu! Diese Welt geht unter (Bestellen)

Doch sich frei von eingefahrenen Denkmustern und verborgenen Annahmen über unsere Welt konkrete Ideen über die Zukunft zu machen, fällt vielen Menschen schwer. Trotzdem, die Fähigkeit zur Imagination steckt in uns, wir müssen sie nur erlernen, so wie wir Radfahren, Lesen und Blockflöte spielen erlernen mussten.

Zukunftsbilder können uns in unserer komplexen Lebenswelt als Leitfaden dienen. Sie machen unsere Zukunft greifbarer, indem sie Entscheidungsprozesse erleichtern. Gemeinsam konkrete Zukunftsszenarien zu entwickeln, stärkt unsere individuelle sowie kollektive Selbstwirksamkeit und fördert unser Verantwortlichkeitsgefühl.

Backcasting ist ein weiteres Zukunftswerkzeug und das Gegenstück zum Forecasting. Beim Backcasting übersetzt du
nicht Trends der Gegenwart in die Zukunft, sondern gehst von einer wünschenswerten Zukunft aus, die du erreichen möchtest. Von
dort kannst du dich rückwärts der Gegenwart nähern, indem du bestimmte
Schritte, Maßnahmen und politisches Handeln durchspielst. Die Methode wurde
von Professor John B. Robinson an der Waterloo Universität entwickelt.

Was wünschenswert ist und was nicht, nimmt jede Person unterschiedlich wahr. Die Utopien der einen sind die Dystopien der anderen. Eine gute Zukunft für möglichst viele Menschen und Lebewesen zu schaffen, basiert trotzdem auf zwei wesentlichen Eigenschaften: Sie muss plural und demokratisch sein.

Hier ist dein Raum, Zukunftskünstler:in zu sein.

Tob dich auf dem Spielplatz der Zukunft aus! Lass los und tauche in deine alternative Realität ein. Gestalte deine wildesten Ideen und rosige Aussichten, unabhängig von aktuellen Krisen und Einschränkungen. Erlaube den Fragen und Denkanstößen, dich produktiv zu irritieren und gestalte dir die Welt, so wie sie dir gefällt.

Beantworte diese Was-Wäre-Wenns für dich:

  • Welches Thema dominiert gerade oder schon länger deine Gedanken und Gespräche?
  • Welche Gefühle löst dieses Thema in dir aus?
  • Welche konkreten Veränderungen wünschst du dir für dieses Thema?
  • Wie fühlst du dich in der Zukunft, in der diese Veränderungen passiert sind?
  • Du schlägst die Zeitung der Zukunft auf. Welche Schlagzeilen liest du?
  • Was ist das Erste, das du einer Person zeigst, die in deiner Zukunft vorbeischaut?
  • Hast du in deiner Zukunft neue Routinen oder Rituale?
  • Inwiefern ist deine Zukunft auch für andere Menschen gut und wünschenswert?
  • Mit wem sprichst du als erstes über deine Zukunftspläne?
  • Wer muss was tun, damit deine Zukunft Realität wird?
  • Was kannst du selbst dafür tun – ganz konkret, messbar und baldmöglichst?
  • Was ist dein erster Schritt?

Ausgetobt?

Dann setze deine Visionen und Ziele für die Zukunft direkt um! Die folgenden Ressourcen helfen dir, deine Zukunftskunst zu üben.

Weiterlesen

“Psychologie im Umweltschutz – Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handelns”: Das Handbuch erklärt anhand eines psychologischen Modells, wie wir nachhaltiges Handeln besser verstehen und fördern können. Selbstwirksamkeit, soziale Normen und Emotionen erhalten dabei jeweils ein eigenes Kapitel. Leitfragen und alltagsnahe Beispiele ermöglichen eine direkte Anwendung für konkrete individuelle und kollektive Utopien. (Zum Buch)

“Methoden zur Strategischen Vorausschau: Futures Wheel”: Das Futures Wheel ist eine Methode, Zukünfte zu visualisieren. Dadurch, dass man von existierenden Trends direkte und indirekte Konsequenzen ableitet, schult man Futures Literacy. (Zur Anleitung)

Handeln

Zukunftswerkstatt: Diese Methode ermöglicht Menschen miteinander nach kreativen Lösungen für ein drängendes Problem zu suchen, um aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft teilzunehmen. (Zur Anleitung)

Mitwirk-O-Mat: Der Mitwirk-O-Mat ist eine Ehrenamtsplattform über die du lokale Engagement-Möglichkeiten passend zu deinen Fähigkeiten und Interessen findest. (Zum Mitwirk-O-Mat)

Futurium: Das Futurium oder das Haus der Zukünfte ist eine Ausstellung, ein Lab zum Ausprobieren und ein Dialogforum in Berlin. Eintritt frei. (Zur Website)

Media

“From what if to what next”: Im Podcast beantwortet Umweltaktivist und Wissenschaftler Rob Hopkins gemeinsam mit seinen Gästen “Was-Wäre-Wenn”-Fragen seiner Zuhörer:innen. Die Reihe ist inspiriert von seinem Buch “from what is to what if”. (Zum Podcast bei Spotify)

“Mal angenommen”: Der Tagesschau Zukunftspodcast widmet sich in jeder Folge einem Gedankenexperiment und was passiert, wenn es Wirklichkeit werden würde. (Zum Podcast bei der ARD)

Quellen

Futurium (2022). Über Futures Literacy. Bist du fit für die Zukunft? (Zur Website)

Rasper, H. (2020). Baue dir deine Zukunft selbst – mit diesen 4 Schritten! (Zum Text bei Perspective Daily)

Schneidewind, U. (2019). Die große Transformation. Eine Einführung in die Kunst des gesellschaftlichen Wandels. Frankfurt a.M.: Fischer-Verlag. (Zum Buch)

The New Institute (ny) Futures Literacy. (Zur Website)

UNESCO (2018). Transforming the future: anticipation in the 21st century. New York. Routledge. (Zum Dossier)

Text: Laura Abels

Bild: Midjourney

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